Goodbye Europe!
Nun verlasse ich endlich Europa und nach gut 3.500 Kilometern ist es mal an der Zeit eine kleine Pannenstatistik zu veröffentlichen:
…
😀
Bisher keinen einzigen Platten, keinen sonstigen Defekt. Toi toi toi!!!
Einige Abnutzungserscheinungen gibt es natürlich trotzdem: Bei den Ortlieb Backrollern lösen sich mit verlässlicher Regelmäßigkeit etwa alle 300 KM die innen liegenden Kunststoffmuttern. Schwach. Die Bremsbeläge meiner V-Brakes sind mittlerweile ganz gut runtergebremst, aber ich denke 1000 KM werden sie noch mitmachen, danach gibt’s neue. Und die Reifen…die machen mir Sorgen. Die zeigen jetzt schon ordentliche Alterungsanzeichen, mal sehen wie lange sie durchhalten.
Auf dem Weg von der Halbinsel Peloponnes zurück über Athen Richtung Lavrio treffe ich auf einem Campingplatz eine junge Familie aus Spiekeroog. Die Vier wollen mit ihrem Landrover ebenfalls nach Afrika, zusammen mit einer befreundeten Familie aus England. Unsere Route sieht größtenteils sehr ähnlich aus, und es ist durchaus wahrscheinlich, dass wir uns hier und dort noch einmal über den Weg fahren. In Ägypten wollen sie durch’s Niltal, eine Strecke von der mir von unterschiedlichen Seiten her abgeraten wurde. Aber mit dem Auto ist es natürlich auch noch einmal eine ganz andere Sache. Dennoch zeigt es, wie groß hier die Bandbreite bei der Einschätzung der Sicherheitslage ist, je nachdem wen man fragt. In wenigen Tagen werden die „4-Wheel-Nomads“, wie sich Juliane, Mischa, Akouk und Soley nennen, und ihre Freunde die Fahrzeuge nach Alexandria verschiffen. Sie haben dann natürlich einiges an Vorsprung, aber ich hoffe trotzdem sehr, dass ich die beiden Familien irgendwo in Afrika noch einmal treffe.
Auch in Griechenland wird es nun Herbst. Es wird merklich frischer, seit zwei Tagen stürmt es ununterbrochen, ein paar Mal hätte es mich fast vom Rad gefegt. Ich bin auf dem Weg nach Lavrio, habe mich entschlossen meinen ursprünglichen Plan beizubehalten. Das heißt: Fähre nach Israel, durch Jordanien und über den Sinai nach Ägypten. Ich habe mir noch einmal Infos von allen möglichen Leuten eingeholt, die dort kürzlich unterwegs waren, und alle haben sie mir die Bedenken genommen. Ich werde es also versuchen. Der einzige Knackpunkt ist im Moment noch die Fähre. Eigentlich werden hier in der Regel nur Lastwagenfahrer mit ihren Fahrzeugen mitgenommen, und nur wenn die Fähre damit nicht ausgebucht ist, kann ich eine der Kabinen bekommen. Ich weiß bis zuletzt nicht genau ob das klappt, eine definitive Zu- oder Absage kriege ich erst einen Tag vor Abfahrt. Ich muss also trotzdem schon zum Hafen, oder zumindest in die Nähe, um es dann noch pünktlich zu schaffen, falls ich mitfahren darf. Ich suche mir erstmal 10 km vor Lavrio einen Schlafplatz. Hinter einer Kirche auf einem kleinen Hügel schlage ich mein Zelt auf, hoffe, dass mir das hohe Gebäude ein bisschen Schutz vor dem Wind bietet. Würde es auch, wenn der Wind aus einer einigermaßen konstanten Richtung kommen würde. Tut er aber nicht, er dreht ständig. Ich sichere das Zelt zusätzlich, indem ich die Plane mit Spanngurten an dicken Steinen befestige. Aber der Erfolg hält sich in Grenzen. Ich liege etwa eine dreiviertel Stunde im Zelt wach und wälze mich herum, es ist unfassbar laut, der Wind zerrt an meiner filigranen Behausung, als wolle er mich mit aller Macht von dem Hügel herunter schieben. Die Plane knarzt und flattert unerlässlich, das Alu-Gestänge des Zelts ächzt unter den Böen und biegt sich gefährlich stark in Richtungen, in die ich es unter sachter Zuhilfenahme der Spanngurte eigentlich gebeten hatte, sich nicht zu biegen. Es hilft alles nichts, das macht das Material nicht mit, und wenn ich noch ein bisschen länger Spaß an meinem Zelt haben will, dann sollte ich mir schleunigst was anderes überlegen. Ich hadere noch ein paar Minuten mit der Entscheidung, dann krieche ich doch schließlich aus dem Zelt heraus und mache die halbe Stunde Arbeit von vorher wieder rückgängig, bis das Zelt wieder sicher im Packsack verschwunden ist. Iso-Matte und Schlafsack lege ich unter ein kleines Vordach an der Kirche, hier ist es wenigstens einigermaßen windgeschützt, nur das Zelt passt hier halt nicht hin. Fleece-Jacke an, Mütze auf, Ohropax rein, und dann geht das auch so.
Am nächsten Morgen fahre ich zum Hafen. Am Tag vorher hatte man mir vom Büro des Fährunternehmens in Piraeus aus am Telefon gesagt, heute würde ich definitiv Bescheid kriegen, ob es mit der Fähre klappt. Na dann. Leute, macht euch bloß keinen Stress, es ist ja nur so, dass ich seit gut drei Wochen Mails mit euch hin und her schreibe… Nun gut, ich bin früh dran und fahre ein bisschen über das Hafengelände, da entdecke ich zufällig einen Büro-Container mit der Aufschrift des Fährunternehmens. Frage ich doch mal nach. Erst will man mich wieder wegschicken, ich solle morgen ab 10:00 wiederkommen, vorher wüsste man noch nichts Definitives, das Büro in Piraeus müsse das koordinieren. Also rufe ich da noch mal an. Ich hatte schon fast nicht mehr damit gerechnet, aber ich bekomme tatsächlich die Zusage, dass ich mitfahren kann. Ich solle den Kollegen vor Ort meinen Pass geben, damit die eine Kopie ins Office faxen können. Ein Ticket oder sowas habe ich trotzdem noch nicht in der Hand. Na da bin ich ja mal gespannt. So richtig freuen werde ich mich erst wenn ich mit meinem Rad auf dem Schiff bin. Ich kann es kaum erwarten, Europa endlich zu verlassen und langsam aber sicher in eine andere Welt einzutauchen.
Für meine letzte Nacht in Griechenland fahre ich noch einmal ein Stück aus Lavrio heraus. Diesmal finde ich einen deutlich besseren Platz für mein Zelt. In einer kleinen Mulde an einem Hang, mit Blick auf die Stadt und den Hafen, steht es gut geschützt, und etwas von der Küste entfernt ist der Wind auch schon nicht mehr ganz so angriffslustig. Von hier kann ich sogar schon die Fähre, blau mit weißem „Salamis Lines“ Schriftzug, im Hafen liegen sehen, die mich hoffentlich bald nach Israel mitnehmen wird. Die letzten zwei Wochen bin ich nicht wirklich voran gekommen, und es wird Zeit, dass es nun endlich weiter geht. So bin ich dann auch am nächsten Morgen pünktlich um zehn wieder am Hafen. Nun geht es dann doch ganz schnell, im Bürocontainer wird noch ein bisschen herumtelefoniert, und dann schickt man mich zum Schiff. Vorher muss ich noch einen Pförtner passieren, dort wird noch einmal eine Kopie meines Passes gemacht. Auf dem Schiff muss ich ihn dann ganz abgeben, in Israel werden Grenzbeamte an Bord kommen und die Einreisekontrollen durchführen, dort bekomme ich ihn dann wieder. Hoffentlich ohne israelischen Einreisestempel. An Deck werde ich von zwei Crewmitgliedern begrüßt, die mir zuvorkommend dabei helfen, meine sieben Taschen nach oben in die Kabine zu tragen. Jawoll, ich bin an Bord! Es ist soweit, nun sage ich Europa für eine lange Zeit „Adieu“!
Hallo Dominik,
ich verfolge deine Tour seit Anfang an und finde es absolut toll und beeindruckend. Selten lese ich Artikel oder Blogs im Internet, aber deine Berichte sind ein MUSS! Hoffentlich geht es nach dem Diebstahl irgendwie weiter, ich wünsche es dir.
Durch eine Freundin habe ich bei Facebook die Seite der 4-wheel-nomads entdeckt und musste sofort an eure Begegnung denken, die Welt ist klein. http://4-wheel-nomads.de/
Ich wünsche dir alle Gute!
VG, Stefan
hallo dominik,
durch deine anfragen im wüstenschiff-forum bin ich auf deine seite aufmerksam geworden.
ich war auch gerade in jordanien, allerdings per flieger und mit mietwagen, eigentlich uncool! haben uns wohl nur knapp verpasst…
ich finde deinen schreibstil faszinierend, deine begeisterung ist gut zu spüren, aber auch, wenn dich etwas frustet.
halt die ohren steif, da kommen noch gaaanz viele tolle abenteuer auf dich zu.
ich hoffe du hälst uns (nicht nur hier?) immer auf dem laufenden.
ich beneide dich um deine tour,
viele grüße nach ägypten
uwe
Lieber Dominik,
da hast du sehr schöne neue Fotos aus Israel und vor allem Jordanien eingestellt. Ganz besonders gefallen uns die Bilder vom bunten Markttreiben und den Menschen dort. Da sind dir zum Teil mit der Kamera richtige kleine Charakterstudien gelungen, die uns regelrecht fesseln und die Phantasie anregen, welche Erlebnisse und Erfahrungen sich in den Gesichtern spiegeln mögen. Dazu fehlen nun noch die Geschichten, die du mit diesen Menschen erlebt hast und von denen du bald wirst erzählen können.
Mama und Papa
Hallo Dominik,
habe gesehen, dass Du schon länger unterwegs bist. Wünsche Dir ganz viel Glück, tolle Eindrücke, gutes Wetter und natürlich keine bzw. wenig Pannen.
Wenn Du technische Meinungen/Hilfestellungen brauchst, kannst Du Dich jederzeit gerne melden!
Liebe Grüße aus dem grauen, kalten Bonn
Franz
Hi Franz!
Ja stimmt, bin schon seit Anfang August unterwegs, sorry, hatte mich ja eigentlich nochmal bei dir melden wollen, ist irgendwie untergegangen im Vorbereitungsstress! 😉 Danke nochmal für die gute Beratung in Bonn!
Bis jetzt läuft das Rädchen wie geschmiert, keine besonderen Vorkommnisse 🙂
Gestern allerdings direkt drei Platten an einem Tag. War aber auch einfach n scheiß Tag, da is klar, dass dann alles auf einmal kommt 😉
Wenn ich technische Hilfe brauche melde ich mich gerne, danke für das Angebot!
Beste Grüße aus Ägypten
Dominik
Jetzt bin ich ja mal gespannt, wie Du von Jordanien nach Ägypten kommst. Irgendwie liegt da ja wieder die Südspitze von Israel dazwischen!
Hi Gerhardt,
ich werde von Aqaba nach Nuweiba noch einmal ein Stück mit der Fähre überbrücken müssen! So umgehe ich den Grenzübergang bei Eilat.
Beste Grüße und bis bald! 🙂
Dominik
Goodbye Europe!
Pass auf dich auf und berichte weiterhin, es ist sehr spannend von deiner Reise zu lesen und ich bewundere es, wie du dein Traum lebst!
Grüße aus dem Pott, Charlotte
Hallo Dominik, jetzt ist es auch bis zu mir durchgedrungen, dass es hier einen lesenswerten Blog gibt, Du somit nicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten bist. Von jetzt an werde ich täglich nachschauen, ob es was Neues gibt. Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß, von jetzt an wird es immer wärmer werden (und bei uns immer kälter). Grüße aus Leverkusen! Gerhart
Lieber Dominik,
ich wünsche dir auf der nächsten Etappe alles Gute, sehr beeindruckend, wie du das alles durchziehst, v.a. mit dem Zwischenstopp in Deutschland, da wäre ich wahrscheinlich wankelmütig geworden. Deine Berichte sind sehr interessant und besonders die Einblicke, die du in deine Gedanken und Sorgen während der Fahrt gibst, sind sehr interessant, nicht nur: Wetter gut, Straße auch, bis bald. Ich bin sehr gespannt, was hier demnächst stehen wird.
Alles Gute!
Wahnsinn. Gottes Segen für die weitere Reise. Grüße vom Dom. Martin
Hallo Dominik, möge deine Reise weiterhin ohne Probleme weitergehen und du immer Menschen finden die es gut mit dir meinen. Bei uns wird es schon herbstlich und die Tage werden kürzer. Hoffentlich ist das Wetter dir hold und die Nächte werden nicht so kalt. Liebe Grüße aus Bottrop Bärbel
Ps. Morgen sind wir zum Kaffeetrinken bei deiner Oma.